Von Wittenberg nach Köthen

Ich plante meine Pilgerreise auf dem Lutherweg vom 12.08.2013 bis zum 16.08.2013. Durch die sehr hilfreiche Unterstützung der Frau Susan Bach von der Lutherweg- Gesellschaft legte ich den Start in Lutherstadt- Wittenberg und mein Zielort nach Köthen. Frau Bach gab mir auch den Tipp die Pilgerquartiere vorher zu buchen und sandt mir ein Verzeichnis mit Pilgerherbergen zu. In den fünf Tagen meiner Pilgerreise pilgerte ich von Wittenberg nach Vockerode, dann nach Roßlau, nach Aken und schließlich nach Köthen.

Mein erster Tag war einzig und allein Wittenberg gewidmet. Die vielen historischen Stätten beeindruckten mich enorm. So die Schlosskirche, die Kranach Höfe, das Lutherhaus, welches ich auch intensiv besuchte und die vielen kunsthistorischen Gebäude. Die alle ihre eigene Geschichte schreiben und ein wunderschönes Gesamtbild ergeben. Faszinierend die schöne Altstadt, die immer einen Reise wert ist. Die Ãœbernachtung fand ich im Glöcknerstift. Sehr rustikal, aber hervorragend geeignet als Pilgerherberge. Ich wurde sehr freundlich empfangen und mit den Gegebenheiten im Stift vertraut gemacht. Ich erlaubte mir auch ein paar Euro mehr zu geben. Das war es mir einfach wert, für so viel Gastfreundschaft, die man ja heutzutage viel zu wenig erfährt.

Am 13. startet mit einem Frühstück in einer Bäckerei am Markt und dann ging es los mit Kraxe und mit dem hervorragenden Reiseführer von der Ihrer Gesellschaft. Geplant hatte ich ca. 28 km nach Vockerode. Teils führte mein Weg auf dem Elberadweg und dann auch so schön an Feldern, Wiesen und Weiden vorbei. Störche waren in großer Anzahl damit beschäftigt sich Futter zu suchen. Kühe weideten auf saftigen Wiesen und schauten die Radfahrer und paar Spaziergänger und mich verdutzt an, als wollten sie fragen wo kommt ihr her und wo geht die Reise hin. Es lies sich sehr schön laufen. Die Beschilderung war in diesem Abschnitt hervorragend. Bis Coswig war der Weg ausgesprochen schön.

Das war auch der Elbe und dem gesamten Umland geschuldet. Ãœber die Elbe mit der Fähre gesetzt und die sehr schöne Garten- und Parklandschaft Wörlitzer Park säumten meinen Weg und dann ging es nach Vockerode, bekannt durch sein Kraftwerk, welches sich im Abriss befindet. Mein Quartier fand ich in der Pension Hempel. Eine sehr nette Familie, die auch absolut gastfreundlich ist. Kann ich nur empfehlen. Frau Hempel machte mir trotz Ruhetag ihrer Gasstätte etwas zum Abendessen. Super lieb diese Familie. Auch hier wieder ein ganz tolles Dankeschön und meine Empfehlung.

Am 14. ging es dann von Vockerode nach Roßlau. Nach dem zünftigen Frühstück bei Familie Hempel ging ich gestärkt in den Tag. Gleich auf dem Elbedamm, unter der Autobahn A9 durch, durch die Elbwiesen in den Stieglitzer Park. Das Luisium lag auch auf dem Weg und war so wunderschön gelegen. Kurz vor Dessau war dann noch die 1,2 km lange Lindenallee. Auch so prachtvoll. Als ich diese so entlang lief, kamen mir gleich wieder dichterische Gedanken. Wo ich in Zwenkau wohne, haben wir auch 30 Linden auf dem Nachbargrundstück stehen und Linden machen das ganze Jahr über Arbeit.

Durch Dessau und anschließend den Beckerbruch Park ließ es sich auch gut laufen. So wie es in Dessau ja einiges zu sehen gab. An der Bundesstraße nach Roßlau entlang, war der Weg etwas beschwerlich. In Roßlau quartierte ich mich Eurocamp ein. Für Pilgerer sehr gut geeignet. Ich war bloß der Einzigste im Camp. Eine alte Schule fungiert hier als Camp oder besser Herberge.

Am 15. stand ich um 7 Uhr auf. Der längste Tagesabschnitt wartete auf mich. Geplant 33 km. Roßlau, Zerbst, Steckby, Steutz nach Aken. Wunderschön wieder der erste Teilabschnitt des Weges und auch gut ausgeschildert. Kilometerweit allein durch den Wald. Am Spitzberg vorbei und das Jugendwaldheim durchlaufen, machte ich eine kurze Rast und lief dann weiter. Dort muss ich irgendwo ein Schild übersehen haben und verlief mich deshalb. Ich fand mich plötzlich auf der B184 wieder. Um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen, hätte ich 4 km zurück gemußt. Auf Grund der länge der Strecke, plante ich dann um und lief über Jüdrichau. Dann weiter Richtung Pakendorf, Bias, Leps in Richtung Steutz nach Aken. Es gibt auch Leute, die einfach mit dem PKW anhalten und freundlich fragen wo ich hin will und baten mir an mitzufahren. Auf Grund der Länge der Strecke war ich doch froh darüber. Wenn ich alles gelaufen wäre an diesem Tag hätte meine Strecke ca. 40 km betragen. Es gibt eben doch viele freundliche hilfsbereite Leute. Danke an diese Leute.

In Aken kam ich dann doch sehr erschöpft an und suchte mein Quartier bei Familie Zötzsche. Mit doch „qualmenden Socken“ und „voll Wasser stehenden Schuhen“ wurde ich so liebevoll von Familie Zötzsche empfangen. Das war Balsam für die Seele. Erschöpft legte ich mich erst einmal eine Stunde ins Bett. Ich dachte, dass ich den letzten Abschnitt nach Köthen nicht schaffe, so kaputt war ich und meine Stimmung war ganz schön angekratzt. Aber auch diesen Tagesabschnitt fand ich ganz toll und war glücklich diesen geschafft zu haben, trotz der Misere mich verlaufen zu haben. Die Gastfreundlichkeit der Familie Zötzsche tat das übrige, um meine Stimmung wieder in die richtige gute Bahn zu tragen. Ein besonderes Dankeschön möchte ich der Familie Zötzsche auch auf diesem Weg sagen.

Am 16.08. ging ich dann nach dem Frühstück auf das letzte Teilstück. Die familiäre Stimmung bei Familie Zötzsche tat so gut. Diese schönen Gedanken trugen mich weiter auf dem schönen Lutherweg. Es ging erstaunlich gut, das Laufen und auch mein seelischer Zustand war hervorragend gut. Von den Strapazen vom Vortag war nichts zu spüren. Einfach genial. Die Wegstrecke war im ersten Teilstück sehr schön.

In Reppichau ließ ich mich etwas länger nieder. Ein sehr schönes Dorf mit sehr vielen Gemeinsamkeiten und Hinweisen auf die Geschichte und der Bezug zu Luther. Ãœber Elsnigk, Osternienburg, Zehringen ging es nach Köthen. Hier ging es teilweise an der Straße entlang. Das läßt sich bei einer solchen Tour nicht immer vermeiden. In Köthen angekommen schaute ich mir noch die Jakobskirche und das Schloß an. Ich ließ mich eine Stunde zum Kaffee bei einem Italiener nieder, genoß meinen Kaffee und schrieb weiter an meinem Reisebericht. Bis meine Bahn fuhr hatte ich doch noch etwas Zeit. Dann ging es mit der Bahn zurück.

Fazit: Eine wunderschöne Reise. Die Wege waren meiner Meinung nach sehr schön und gut ausgeschildert. Ich fühlte mich sehr wohl, allein unterwegs gewesen zu sein. Ein Erlebnis für mich und die Erkenntnis, dass man wirklich einmal entschleunigen sollte. Ich kam mir vor Monate unterwegs gewesen zu sein. Vielen Dank für die umfangreiche Hilfe bei der Planung und Durchführung meiner Pilgerreise an die Lutherweg- Gesellschaft und besonders Frau Bach. Danke und bis bald einmal wieder!

Bild: ©

Jürgen Röhr, Handwerkerhof 6, 04442 Zwenkau
/ 13.11.2013